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Leopoldsreut - Wanderung zum verlassenen Dorf

An einem schönen Sommertag – wenn auch mit etwas durchwachsenem Wetter – brachen Mitglieder der Sektion Passau des Bayerischen Wald-Vereins zur Wanderung über den Aussichtsturm am Haidl nach Leopoldsreut auf. Einer der bedeutendsten Wanderwege durch den Bayerwald ist der Wanderweg Goldener Steig. Schon vor 1000 Jahren wurden auf diesen Wegen das wertvolle Salz und Südwaren auf Packpferden von Passau ins benachbarte Böhmen transportiert. Organisatorin Steffi Thiel hat wie immer eine kleine Bildungswanderung angeführt, bei der der Marsch auf der recht anspruchsvollen Wanderstrecke mit atemberaubenden und schleichenden Steigungen in Leopoldsreut, dem verlassenen Dorf unterbrochen wurde. In der Ortschaft, die sich im Mittelalter aus einer der zahlreichen Mautstellen zu einem Rastplatz entwickelt hat, siedelten Menschen an, die bis zum 19. Jahrhundert den schwierigen Lebensverhältnissen in den Wäldern dieser Berglandschaft trotzten. Nicht zufällig lautete ein Volksspruch: „(Hier) hat’s a dreiviertel Joar Winter und a viertel Joar is’s koid“. Familien zogen nacheinander vom Ort weg. Dies war der Beginn des langsamen Sterbens des Ortes, der 1889 noch 152 Einwohner zählte. Das Ende kam erst nach dem zweiten Weltkrieg und 1955 wurde die Schule aufgelöst. Ihr Gebäude wird gerade renoviert, als Memento in vollkommener Abgeschiedenheit. 350 Jahre lang existierte das kleine Dorf Leopoldsreut auf dem Höhenrücken des Haidelberges. Die letzten Bewohner verließen 1962 den Ort. In der wohlerhaltenen Kirche haben die Passauer nach einer Andacht schöne alte Lieder gesungen, begleitet von Margret auf ihrer Mundharmonika. Noch heute geht von dem verschwundenen Ort eine seltsame Faszination aus - und eine Mahnung: "Man darf nicht einfach aufgeben".